Mit Zelt und Mietwagen (Pkw) als Individualreisende auf großer Rundreise in Namibia.
Reisebericht über unsere Namibiareise (Selbstfahrertour) vom 19. Februar 2001 bis 28. März 2001.
Geschrieben von Gabriele Sigl.
Heute heißt es wieder Abschied nehmen vom ungewohnten Luxus. Unser erstes Problem besteht darin all unser Hab und Gut samt neuer Souvenirs in unserem neuen roten Flitzer zu verstauen. Auch die Vorräte für die nächsten Tage brauchen ihren Platz. Endlich ist das Auto geladen, die Küche eingerichtet, der Tank gefüllt und es kann los gehen entlang an der Küste nach Norden zum Cape Cross. Die Piste ist in gutem Zustand und unser Auto schnurrt dahin. Schon nach 2 Stunden erreichen wir das Gate von Cape Cross. Doch was ist das? Hier scheint heute geschlossen zu sein. Einige Touristen stehen hier schon seit Stunden. Wir lassen uns davon nicht abhalten und legen die paar Kilometer zu Fuß zum Robbenstrand zurück. Schon auf dem Weg dorthin stolpern wir über unzählige Gebeine und Kadaver. Im Meer tummeln sich Tausende von Robben, die Felsen sind lückenlos belagert. Das Geschrei der Tiere beherrscht die Atmosphäre und der stechende Geruch tut sein Übriges. Es ist ein unbeschreibliches Schauspiel: manch kleiner Revierkampf, mach verlegenes Kratzen und manch tollpatschiges Weghumpeln - es gibt immer etwas zu sehen. Getrennt durch eine Mauer können wir uns vorsichtig bis auf wenige Meter nähern und sogar ein Muttertier beim Säugen ihres Kleinen aus nächster Nähe beobachten. Die alten Bullen liegen faul auf ihren persönlichen Felsen und verteidigen diese geifernd gegen andere Anwärter. Sogar die Jungtiere beißen sich eifrig durch. Hier wird es nie langweilig. Der Abschied fällt schwer, wir lassen das Meer hinter uns und biegen bei Hentiesbaai in das Inland ab. Das Tagesziel soll die Spitzkoppe sein, die wir am flachen Horizont schon von weitem sehen können. Hier gibt es in prächtiger Landschaft einen bescheiden eingerichteten Zeltplatz am Fuß der Spitzkoppe. Es gibt weder Dusche noch Wasser und auch kein Licht. Nur die Sterne und der Mond beleuchten uns die Nacht nach einem atemberaubenden Sonnenuntergang.
Auf der weiteren Strecke nach Usakos sehen wir vermehrt Blechhütten - wir befinden uns also im Damaraland. Eine Schule hören wir schon von weitem und am Straßenrand werden rohe Halbedelsteine auf einfachen Bretterständen angeboten. Von überall kommen die Leute gelaufen um uns ihre Steine zu verkaufen. Blechdosen und Plastiktüten wehen durch die schöne Landschaft. In Usakos machen wir einen Tankstop und Mittagspause mit leuchtend gelbem Hefekuchen und kalter Cola. Auf der Fahrt zur Ameib Ranch durchqueren wir einige große aber wie immer trockene Flußläufe. Die Vegetation wird wieder freundlicher: es wird grüner und es gibt hier viele große schattenspendende Bäume. Dahinter ragen zu unserer Überraschung die neugierigen Hälse einiger Giraffen auf. Sie sind ganz nahe, doch als wir uns zu Fuß nähern entfernen sie sich langsam. Die Farm ist sehr hübsch angelegt und es ist ruhig hier. In der Nähe gibt es einige größere Wasserstellen und in der Ranch selbst gibt es unzählige Volieren und Käfige mit Vögeln aller Art. Der Pool kommt uns gerade recht. Wir können uns erfrischen und ausruhen. Gegen Abend machen wir uns auf den Weg zur Wasserstelle in der Hoffnung einige Tiere zu sehen. Leider gibt es nur ein Zebra und das soll ziemlich bissig sein. Zu unserem Glück bleibt es in seinem Gehege und macht uns nur durch gehässiges Wiehern nervös. Im Beobachtungsturm richten wir unser Abendessen her, doch kein Tier will uns Gesellschaft leisten. Nach einer Weile laufen wir zurück zu den Giraffen die noch immer an der selben Stelle grasen. Schade, daß sie so scheu sind, sie entfernen sich langsam im Sonnenuntergang.
Mal sehen, was die anderen Punkte so bieten. Der Sand auf der Straße wird immer tiefer. Wir quälen das Auto solange mit Schwung durch die Furchen bis wir irgendwann doch kläglich im Sand stecken bleiben. Schöne Bescherung. Irgendwie sollten wir das Fahrzeug wenden, doch was wir auch tun, die Reifen versacken immer tiefer. Entschlossen funktionieren wir unsere Teller zu Schaufeln um und graben und schieben das Auto mit vereinten Kräften Zentimeter für Zentimeter auf festen Grund. Das ist harte Arbeit und wir sehen aus wie frisch paniert. Wir unternehmen noch einen Versuch, eine der Sehenswürdigkeiten zu finden aber eigentlich ist uns die Lust vergangen. Unter Einsatz aller Kräfte, die unser Auto hergibt, schaffen wir es zurück zum Campingplatz, nehmen ein Bad im Pool und machen uns dann auf unsere weitere Reise zum Brandberg. Je nördlicher wir kommen desto dichter scheint das Land besiedelt zu sein. Auch die Orte sind größer und belebter. Wir erreichen Uis. Sehr einladend ist die Stadt nicht, also nehmen wir die 30 km auf uns und fahren weiter zum Brandberg. Hier soll es einen Campingplatz geben und wir hoffen morgen früh gleich vor der großen Hitze eine Wanderung unternehmen zu können. Die Straße zum Campingplatz ist sehr schlecht und um uns eine Wiederholung des Abenteuers von heute morgen zu ersparen beschließen wir an einer geeigneten Stelle wild zu kampieren. Fasziniert beobachten wir ein bedrohliches Gewitter in der Ferne. Wir können die Regenschwaden erkennen und davor sehen wir einen herrlichen Regenbogen. Als das Gewitter gegen abend immer näher kommt zieht ein kräftiger Wind auf und wir können nur hoffen in dieser Nacht glimpflich davon zu kommen.
Seit einigen Tagen haben wir die Sonne nur noch selten gesehen. 25 °C am Morgen kommen uns schon richtig kühl vor. Am Morgen ist der Himmel meistens trüb, gegen Mittag kommt die Sonne leicht durch und von da ab bilden sich dichte Wolken, vereinzelt ziemlich dunkel die dann am Nachmittag in sehr dunkel wechseln bis es abends regnet. Oft kann man in der Ferne Niederschlagstreifen sehen als ob es nur aus einer Wolke regnet. Mit diesem Wetter haben wir nicht gerechnet. Die Straßenverhältnisse ändern sich dadurch von Stunde zu Stunde. Wir wissen nie, ob uns das Wasser nicht irgendwo den Weg abschneidet und den Rückweg versperrt. Was eben noch gut zu befahren war kann nach einer halben Stunde heftigem Regen eine undurchdringliche Schlammpiste sein und ein Flußbett, das am Morgen noch reißend Wasser führt ist vielleicht am Nachmittag schon trocken. Wir müssen, was die Tagesplanung angeht sehr flexibel sein. Heute besteht unsere Planung nur aus Auto fahren. Wir wollen nach Opuwo, 250 km nördlich von hier, in das Randgebiet des Kaokoveldes und somit zu den Himbas. Eine Giraffe kreuzt vor uns die Straße und sucht aufgeregt nach einem Fluchtweg. Giraffen sind sehr lustig zu beobachten, aber leider auch sehr scheu. Hin und wieder treffen wir ein Eselgespann. Kühe und Ziegen finden wir auf der gesamten Strecke am Straßenrand oder auch mal auf der Straße. Vereinzelt sehen wir Lehmhütten und Menschen, die freundlich lachend grüßen. Alles wirkt sehr friedlich hier. Wir machen Mittagspause an einem Windrad unter einem Baum. Wir rechnen damit daß jeden Moment eine Horde Kinder auftaucht und uns umlagert, aber es bleibt alles ruhig. Eine Ziegenherde trottet gemütlich vorbei. In der Nähe gibt es eine Lehmhütte und wir sehen einen Mann, der sich in einiger Entfernung unter einen Baum setzt und uns still beobachtet. Wahrscheinlich bewacht er seine Wasserstelle. Schließlich erreichen wir Opuwo. Die Stadt ist leider kein Aushängeschild für Namibia. Sie macht einen sehr afrikanischen Eindruck. In Opuwo gibt es eine breite schmutzige Hauptstraße, zwei schmuddelig wirkende Supermärkte sowie einige andere kleine Läden zur Versorgung und weit verstreute herunter gekommene Häuser. Was nicht fehlen darf ist natürlich eine moderne BP Tankstelle.
Fasziniert beobachten wir das bunte Treiben der verschiedenen Volksgruppen auf der Hauptstraße. Wir sehen Himbas in ihrer traditionellen Aufmachung, Hereros in bunten Trachten, westlich gekleidete, sehr modern wirkende junge Frauen und Männer, jedoch kein einziges weißes Gesicht. Wir sind die einzigen Touristen hier. Der einzige Campingplatz den es hier gibt liegt etwas außerhalb und wir müssen dazu wieder ein großes Flußbett überqueren, doch davon sind wir geheilt. Ein Schild weißt auf eine weitere Campingmöglichkeit hin - allerdings in 100 km Entfernung. Wir finden eine Backpackers Lodge im Ort und können wählen: im Garten zelten oder in einem leeren Zimmer schlafen. Wir nehmen den Garten, disponieren jedoch später um, als es im Garten heftig zu regnen beginnt. Wir sollen nachts nichts im Auto lassen und räumen es dann auch lieber selber aus. Opuwo ist für uns Endstation, denn egal in welche Richtung wir fahren würden, Regen und PKW vertragen sich hier nicht.
Bald kennen wir jedes einzelne Gesicht und stellen fest, daß auch keine neuen Gesichter dazu kommen - offensichtlich sind die Straßen immer noch unpassierbar. Am Nachmittag ist der Wasserstand wieder niedriger und wir wollen den Rückweg nach Kamanjab antreten. Am Himmel ist voller schwarzer Regenwolken und wir befürchten morgen wieder genauso eingeschlossen zu sein wie heute früh. Wir haben vier Furten zu bewältigen doch obwohl das Wasser noch ziemlich hoch steht können wir dank des festen Untergrundes alle Passagen mühelos schaffen. Die letzte Furt ist sogar bis zu unser Ankunft inzwischen komplett abgeflossen und wieder trocken. Wir haben es gerade noch geschafft und fahren direkt in eine dicke Regenwolke. Ein Platzregen prasselt auf uns nieder, auf der Straße bleibt das Wasser stehen, aber nach ca. 10 km ist der ganze Spuk vorbei. Wir sind unter der Wolke durch und steuern wieder blauen Himmel an. Die tief stehende Sonne beleuchtet das satte Grün, die Wasserlöcher am Straßenrand glitzern und wir sehen einen herrlichen Regenbogen. Zwei schillernd blaue Vögel kreuzen unseren Weg und wir sehen zwei Karibus beim Fischen. Es ist schon zu spät um Kamanjab zu erreichen und da kündigt ein Schild gerade rechtzeitig einen Campingplatz an. Die Schwarzen am Haus gleich hinter dem Schild haben keine Ahnung von was wir reden, nein, Campingplatz gibt es hier keinen. Wir können trotzdem problemlos unser Lager in einer Seitenstraße ganz in der Nähe aufschlagen. Gerade noch rechtzeitig bevor die Sonne untergeht.